210. Geburtstag von Felix Mendelssohn Bartholdy Der romantische Geist des Bundesrates

Foto: Felix Mendelssohn Bartholdy

Berlin-Mitte: Großstadtleben an der hektischen Leipziger Straße - U-Bahn-Tunnel, Shoppingmalls, Bürohäuser - kaum zu glauben, dass hier einst einer der bedeutendsten Komponisten und Musiker der deutschen Romantik aufwuchs - Felix Mendelssohn Bartholdy. Am 3. Februar 1809 in Hamburg geboren, kam er bereits als Kleinkind nach Berlin. Auf dem Grundstück Leipziger Straße 3 - heute Sitz des Bundesrates - verbrachte er wichtige und prägende Jugendjahre.

Als musikalisches Wunderkind schnell bekannt, bekommt Felix schon mit sieben, acht Jahren Klavier-, Kompositions- und Violinunterricht. Sein Debüt als Konzertpianist gibt er als Neunjähriger, mit elf legt er seine ersten Kompositionen vor. 1821 ist er erstmals zu Gast bei Johann Wolfgang von Goethe. Der Dichterfürst schließt ihn in sein Herz, die Gesellschaft bewundert ihn. Später wird er von Robert Schumann als "Mozart des 19. Jahrhunderts" gerühmt.

Leipziger Straße 3 - ein Ort deutscher Musikgeschichte

Sein Vater, der wohlhabende Bankier Abraham Mendelssohn Bartholdy, erwirbt 1825 ein stattliches Anwesen in der Leipziger Straße 3. Hinter dem Haus liegt ein großer, von der Familie liebevoll gestalteter Park. Das geräumige Gartenhaus dient als Konzertsaal für die "Sonntagsmusiken". Bei diesen halböffentlichen Konzerten tritt nicht nur Felix auf - hier musizieren auch der "Teufelsgeiger" Niccolo Paganini, der „Tastenlöwe“ Franz Liszt sowie später auch Richard Wagner, Clara Wieck und Robert Schumann und viele andere.

Foto: Zeichnung

Zeichnung des Gartenhauses

In der Leipziger Straße 3 komponiert Felix eine ganze Reihe eigener Meisterwerke, hier reift auch sein Plan, die "Matthäus-Passion" des damals schon fast vergessenen Johann Sebastian Bach wieder aufzuführen. Wegen des Erfolgs muss das von Felix dirigierte Konzert im März 1829 gleich zweimal wiederholt werden - der Beginn einer Bach-Renaissance, ein Meilenstein der deutschen Musikgeschichte.

Bei den Proben im Gartenhaus wird Felix von Fanny begleitet, seiner älteren Schwester. Auch sie ist musikalisch hochtalentiert, steht aber immer in seinem Schatten. Dennoch bleibt sie für ihn von Anfang an eine künstlerisch äußerst wichtige, unverzichtbare Bezugsperson, Beraterin und Partnerin. Unter dem Namen Fanny Hensel hinterlässt sie ein Werk, das sie als eine der wichtigsten deutschen Komponistinnen des 19. Jahrhunderts ausweist.

Berliner "Sommernachtstraum"

"Ich muss eine Ouvertüre schreiben", soll der 17jährige Felix Mendelssohn Bartholdy ausgerufen haben, wissend um seine kommende Karriere. Und gleich seine erste, die berühmte "Sommernachtstraum"-Ouvertüre wird zu einem Meisterwerk: Gefesselt von Shakespeares Drama und inspiriert von der romantischen Atmosphäre des häuslichen Parks in der Leipziger Straße 3 vollendet er sie im August 1826.

Foto: Mendelssohn-Palais in der Leipziger Straße

Mendelssohn-Palais in der Leipziger Straße, hier verbrachte Felix seine Jugend. Heute befindet sich an dieser Stelle das Gebäude des Bundesrates.

© Landesarchiv Berlin

Wenige Wochen später wird ihre Klavierfassung zu vier Händen im Gartensaal aufgeführt, am Instrument Felix und Fanny. Seither gilt diese Ouvertüre als eine Perle der Weltmusik. Genau 17 Jahre später lässt er die weiteren Teile dieser Bühnenmusik folgen, darunter ist auch der berühmte "Hochzeitsmarsch", der übrigens in über 100 Filmen den Gang zum Altar untermalt.

Sehnsuchtsort

Immer wieder bricht Felix Mendelssohn Bartholdy auf, um die Musikwelt kennenzulernen. Er will auf sich und sein Können aufmerksam machen - stets begleitet vom Erfolg. An Fürsten- und Königshöfen tritt er auf, in Europas großen Konzertsälen, insbesondere bei seinen zehn Englandreisen, reißt er das Publikum zu Begeisterungsstürmen hin. Er gilt als Frauenschwarm und darf sich sogar der persönlichen Freundschaft mit der englischen Königin Victoria rühmen - ihr widmet er seine "Schottische Sinfonie".

Foto: Zeichnung

Felix Mendelssohn Bartholdy (rechts) mit Queen Victoria und Prince Albert in der Old Library des Buckingham-Palastes

In vielen seiner 7000 (!) Briefe aus der Ferne klingt seine Sehnsucht nach seinem Elternhaus in Berlin an; seine Erinnerungen an Haus und Park hält er auch in zahlreichen Zeichnungen fest.

1835 nimmt er seinen dauerhaften Wohnsitz in Leipzig und führt das Orchester des Gewandhauses zu Weltruhm. Auch in diesen Jahren bleibt er dem Elternhaus in Berlin eng verbunden. Nach dem Tod der Eltern wird es von seiner Schwester Fanny weitergeführt.

Sie pflegt auch die Tradition der legendären "Sonntagsmusiken". Da dürfen die Stücke des inzwischen weltberühmten Bruders nicht fehlen. Er lässt es sich oft nicht nehmen, hier selbst am Flügel zu sitzen oder den Taktstock zu schwingen.

Die Nachricht vom plötzlichen Tod Fannys im Mai 1847 schlägt Felix buchstäblich zu Boden, und er überlebt sie nur um wenige Monate - seit November 1847 ruhen beide auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof in Berlin-Kreuzberg.

Noch immer präsent

Foto: Plenarsaal

Matinee im Bundesrat zum 200. Geburtstag Felix Mendelssohn Bartholdy

© Bundesrat

Wirklich verlassen hat Felix Mendelssohn Bartholdy die Leipziger Straße 3 jedoch nicht, eher wurde er zum guten musikalischen Geist des Ortes. Ob zu kulturellen Veranstaltungen des Bundesrates oder an den Tagen der offenen Tür - die Werke des Komponisten erklingen heute zu vielen Anlässen.

Vor Beginn und nach Ende der Bundesratssitzungen dienen sie sogar als Soundkulisse für den Livestream aus dem Plenarsaal und erinnern somit an den berühmten einstigen Bewohner des Ortes.

Stand 30.01.2019

Geschichtsstrahl:

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